Ein Schuljahr ist vorüber, das auch ein Landheimjahr gewesen ist. Mancher wird sich fragen, wie das alte Haus diese ständigen Belastungen aushält, denn nicht alle Benutzer haben ein wenig Ehrfurcht vor dieser alten Frau, die etwas zart und behutsam behandelt werden will. Abgesehen von den Klaßen 7 und 8, die ja schon eine Woche im Skilager verbringen, - aber auch hier fanden besonders Witzige oder Brave den Weg, sich zusätzlich einen Aufenthalt in Holzhausen zu "genehmigen" - sind in diesem Schuljahr fast alle Klaßen, 16 insgesamt, im Landheim gewesen. Freilich kann das nicht zu einer die festen Kosten deckenden Belegung ausreichen, auch wenn die Gymnasien von Garching und Unterpfaffenhofen-Germering für einige Wochen ihre Unterklaßen nach Holzhausen schicken. Die geringen Klaßenzahlen in der Unterstufe unseres Gymnasiums sind für das Landheim ein ernstes Problem, denn die Erfahrung zeigt immer wieder, daß die „Kleinen"“ am Landheim besonderen Spaß haben, während es da ab der 8. Klaßenstufe schon schwieriger wird: nicht selten wißen die Schüler der Mittelstufe mit ihrer Freizeit in Holzhausen wenig anzufangen, so als ob die heutige "Freizeitgesellschaft" von eben ihrer Freiheit und Freizeit überfordert wäre. Und es wäre gerade für die als "schwierige Landheimkunden" bekannten Mittelklaßler eine lohnende Aufgabe zu erlernen, wie man sinnvoll, sei’s in kleinsten Gruppen oder im Klaßenverband, die „öde, leere Freizeit“ nutzen kann, auch ohne den Komfort der Apparate des Freizeitmarktes. Gezielte Vorbereitung  v o r  dem Landheimaufenthalt von Seiten der Lehrer und der Schüler könnte hier Impulse und Anregungen für eine erfüllte, alle Seiten befriedigende Landheimwoche geben, denn ständig nur Kartenspiele, Tischtennisturniere oder einsame Walkmanstunden sind nicht Sinn eines Landheimaufenthaltes und steigern nur Unlust und Aggreßionen.

So ist die Lage des Landheimvereins angesichts dieser Belegungs- und Belastungsprobleme nicht als rosig zu bezeichnen. Sicherlich: die Dachstuhlsanierung ist nach vielen Mühen erfolgreich abgeschloßen worden; wie es unter zahllosen Klimmzügen und nervenaufreibenden Aktionen dazu kam, ist den „Notizen“ der Jahresberichte 1983 / 84 und 1984 / 85 zu entnehmen. Auch der Beitrag in der Festschrift zum 75. Schuljubiläum kreiste um dieses Thema. Nun aber stellt sich die schon oft angesprochene Innensanierung als nächste Aufgabe dar: wenn das Haus, das nun endlich in seiner Substanz gesichert ist, attraktiver, komfortabler, gemütlicher und beßer ausgetattet wäre, dann böte es mehr Anreiz und eine echte Alternative zum Schulbetrieb, würde lieber und öfter angenommen, und die Probleme mit der Belegung und der sinnvollen Gestaltung des Landheimaufenthaltes lösten sich von selbst.

Auf seiner letzen Mitgliederversammlung hat der Landheimverein beschloßen, Sanierung und Modernisierung des Inneren in Angriff zu nehmen! Daß hier nun weit höhere Kosten zu erwarten sind, als die DM 100.000,-, die die Dachstuhlsanierung verschlang, ist uns allen klar. Und dennoch wagen wir es, wir haben auch keine andere Wahl. Mut hat uns für dieses gigantische Vorhaben (gigantisch deswegen, weil der Landheimverein schon mit der Bezahlung der laufenden Kosten ins Schleudern kommt) das Staatsministerium für Unterricht und Kultus gemacht, das uns mit Rat (Aufstellen eines Finanzierungsplans, nützliche Adreßen) und Tat (finanzielle Unterstützung) zur Seite stehen will. Aber auch Stadt, Landkreis, Bezirkstag und Landeßtiftung dürfen nicht damit rechnen, von unseren Anträgen verschont zu bleiben. Und nicht zuletzt wird bei dieser Aufgabe, die das Landheim für die nächsten 25 Jahre fit machen soll, auch die Schule selbst gefordert, Eltern, Lehrer und Schüler in schöner Einracht: die Möglichkeiten für Eigenleistungen erstrecken sich vom Abschlagen des bröckelnden Putzes am Altbau über das Herausreißen der Bretterböden in den Schlafräumen bis hin zum Austausch von Fenster- und Türstöcken. Und auch das sind nur wenige Punkte auf der großen Liste der Aufgaben, nach derem glücklichen Ende - falls wir alle so lange leben sollten! - das alte, denkmalgeschützte Haus wieder „bewohnbar“ sein wird. Noch vor diesen Sommerferien werden Fachleute das Haus in Augenschein nehmen, die erforderlichen Maßnahmen mit uns besprechen und ihre Kostenvoranschläge präsentieren. Es ist gut möglich, daß am „Tag der offenen Tür“ im Herbst 1987 den dann hoffentlich zahlreichen Besuchern bereits gezeigt werden kann, wo wir zusammen, Eltern, Lehrer und Schüler Leistungen erbringen können im größten Workshop des RG! Sicher macht es gerade den Schülern Spaß, ganz legal das Landheim zu „demolieren“, um es dann, wenn möglich, unter ihren eigenen Händen wieder erblühen zu sehen. Aktiv genutzte Freizeit und Bindung ans gemeinsam vollbrachte Werk - es wäre zu schön, wenn das nicht nur nur bloße Worte blieben!

W. Grashey