Im zu Ende gehenden Schuljahr 1979/80 vollzogen sich mit dem Landheim in Holzhausen einige bedeutende Veränderungen:
Als wichtigster Punkt ist hier die Aufnahme eines Teiles des Altbaus in die Liste der unter Denkmalschutz stehenden Bauten zu nennen, denn der Trakt, in dem der Eß- und Aufenthaltsraum liegt, stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert, wofür besonders das gewölbte Treppenhaus und die barocken Stubentüren Zeugnis ablegen. Diese Tatsache bewog das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, den Vorschlag des Landheimvereins am RG, den Altbau des Heimes unter Denkmalschutz zu stellen, zuzustimmen. So dürfte unser Landheim wohl das einzige der ganzen Bundesrepublik sein, das derart "geschichtsbeladen" dem 20. Jahrhundert standhalten muß.
Denn auch die „Keltenschanzen“, die den Sportplatz umgeben und in deren äußerster Ecke der Euerplatz liegt, sind als außergewöhnliches, geschichtliches Denkmal längst unter Denkmal- und Naturschutz gestellt. Da, wo vor mehr als 2000 Jahren die Kelten ihre kultischen Handlungen verrichteten, braten wir heute, unbekümmert ob der großen Vergangenheit, am romantischen Lagerfeuer unsere Würstchen, nicht ahnend, welche Schätze vielleicht unter uns ruhen. Hätten wir nur erst den Goldfund gemacht! Dann wären alle, die sich um das Landheim kümmern, ihre Sorgen schlagartig los.
So aber müßen wir, der Landheimverein, der Elternbeirat und die Studiengenoßenschaft „Rupprechtia“ versuchen, das auf mittelalterlichen Mauern stehende, barock veränderte und Ende des letzten Jahrhunderts und Anfang diesen Jahrhunderts umgebaute Haus allmählich und behutsam zu modernisieren.
Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Gymnasium München und dem Werner-Heisenberg-Gymnasium Garching konnte die Belegung des Hauses sichergestellt werden, was wenigstens die laufenden Kosten einigermaßen decken hilft. In diesem Zusammenhang muß nur an die Ölkosten und die erneut gestiegenen Stromkostenerinnert werden. Nur mit Hilfe eines Zuschußes, den das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus dem Landheimverein gewährte, konnte im Mai 1997 in zwei Lehrerzimmern fließendes Warm- und Kaltwaßer installiert werden, was den begleitenden Lehrern, für die eine Woche im Landheim nicht unbedingt die reine Erholung ist, das Leben wenigstens in diesem Punkt etwas angenehmer gestalten kann.
Sorgen bereitet uns auch die Außtattung der Schlafräume: die Betten und Matratzen, vor genau zwei Jahren mit erheblichem finanziellen Aufwand neu angeschafft, sind bereits wieder in einem desolaten Zustand. Es müßte doch allen Schülern von ihren Eltern und Lehrern klargemacht werden können, daß Aggreßion und mutwillige Zerstörungswut gerade im Landheim, das auf die Pflege und Schonung aller dringend angewiesen ist, völlig fehl am Platze sind!
Das keltische Erbgut von Holzhausen scheint nun doch tatsächlich über die langen 2000 Jahre hin noch zu wirken: Wir müßen fürchten, daß uns, wenn schon nicht der Himmel, so doch das Dach auf den Kopf fällt! Dem aufmerksamen Beobachter wird der Knick im Dachfirst nicht entgangen sein, die Schüler kennen die Regenspuren in einem Eck des Lehrsaals recht gut. Der Landheimverein ließ vom Baudirektor des Landratsamtes München ein Gutachten erstellen, auf Grund der tatkräftigen Bemühungen von Herrn StD Waldinger wurde ein zweites Gutachten eingeholt, diesmal von der Technischen Universität München erstellt: Hier erkennen die Fachleute des „Instituts für Baukostenstruktion, Statik und Haustechnik“ auf eine Reperaturbedürftigkeit von etwa 30% der gesamten Dachfläche. Hinzu kommt die im Rahmen der Energieverknappung dringend gebotene Wärmedämmung des Dachbodens.
Der Landheimverein hat sich inzwischen, angesichts dieser Gutachten, aus denen hervorgeht, daß eine Reparatur des Daches dringend erforderlich ist, um Erstellung eines Kostenvoranschlags durch mehrere Firmen bemüht; zum jetzigen Zeitpunkt sind diese Arbeiten noch nicht abgeschloßen. Im Herbst dieses Jahres werden genauere Angebote und konkrete Zahlen zur Dachsanierung vorliegen. Dann wird sich der Landheimverein in einem gesonderten Schreiben an die Elternschaft wenden. Aber schon jetzt läßt sich sagen, daß die Sanierung des Daches eines alten Hauses natürlich die knapp bemeßenen Mittel des Landheimvereins bei weitem übersteigt. Hier müßen, wenn an ein Fortbestehen dieses herrlichen, alten Besitzes zu Gunsten unserer Schüler gedacht ist, alle staatlichen und privaten Quellen erschloßen werden.
Der Elternbeirat des Rupprecht-Gymnasiums, der sich dem Landheimverein im Kampf um die Erhaltung des Hauses zur Seite stellt und nicht zögert, aus Mitteln der Elternspende hohe Beträge zur Verfügung zu stellen, ist sich der Einmaligkeit eines solchen Objektes für unsere Schüler durchaus bewußt. Auch die Studiengenoßenschaft „Rupprechtia“ unterstützt Jahr für Jahr mit unermüdlichem Engagement durch einen hohen Spendenbeitrag das Landheim.
Dank dieser Unterstützung muß kein Schüler des Rupprecht-Gymnasiums aus finanziellen Gründen auf eine Teilnahme am Landheimaufenthalt seiner Klaße verzichten. Zudem treffen sich die ehemaligen Rupprechtianer jährlich im Landheim zum Austausch von Erinnerungen und zur Beschlußfaßung von Maßnahmen zur Förderung des alten Hauses, all diesen Förderern sei herzlicher Dank gesagt! Und daß sich die Erinnerungen an die Tage in Holzhausen nicht verliert, dafür zeugt der Bericht eines alten Rupprechtianers aus dem „Münchner Merkur“ vom 19 / 20.1.80.
W. Grashey