Am 25. Mai 1929 wurde zum erstenmal in einer allgemeinen Elternversammlung die Landheimfrage aufgeworfen, die freilich im kleineren Kreise schon jahrelang bersprochen worden war. Von diesem Tage an setzt nun ein reges Umschauen nach freien und geeigneten ländlichen Anwesen ein. Häser in der Jachenau, in Furth (bei Deisenhofen), Kirchseeon, Hornstein, Sachsenkamm, Egling wurden angeboten, besichtigt und mit Ausnahme von Egling abgelehnt. Egling reizte sehr, man wurde handelseins, doch die Besitzerin erschien nicht zur Verbriefung. Mittlerweile war 1930 der Landheimverein mit Oberamtmann Wagemann an der Spitze gegründet wurde; er erwarb am 28.09.1931 gegen 8000 DM unser Landheim. 

Es war früher ein Jagdschloss im Besitze einner Freifrau von Temple gewesen; 1878 war es in bürgerliche Hände gelangt, die ein Gasthaus mit landwirtschaftlichem Betrieb eröffneten. Nun änderte es noch einmal seine Bestimmung: Der Stall wurde Wasch- und Schrankraum, im Tanzsaal wurden Betten aufgestellt, ein Tagesraum eingerichtet und alles in einem solchen Tempo, dass am 7.07.1932 die Einweihung stattfinden konnte. Dass mit wenig Geld in so kurzer Zeit so große Arbeit geleistet werden konnte, ist vor allem das Verdienst des „Getreuen Eckarts“ des Landheims, des Dr. Wührer. Das vervielfältigte Rundschreiben zur Einweihungsfeier ist nicht nur interessant für die Geschichte unseres Landheims, sondern auch ein Zeitdokument.

RUPPRECHT-OBERREALSCHULE MÜNCHEN
Einweihung des Landheimes in Holzhausen am 7.07.1932

Extrazug vom Holzkirchner Bahnhof nach Deisenhofen. Abfahrt etwa 7.15 Uhr. Die Schüler erhalten vorher vom Führer ihre Fahrkarten zu 80 Pfg., gehen damit zum Zug und steigen in den für ihre Klassen bestimmten Wagen ein. Ankunft in Deisenhofen etwa 8 Uhr. Gemeinsamer Marsch durch das Gleißental bis Holzhausen, etwa 2 1/2 Stunden. Aufstellung vor dem Dorfe in folgender Reihenfolge: 

  • Trommler
  • Kl. III-IV
  • Kl. Ia-b (Lied: „Ich hab mir ergeben“)
  • Kl. V-VI
  • Kl, IIa, b, c, d (Lied: „Nun frisch marschieren...“)
  • Kl. VII-VIII-IX

5 Minuten vor 11 Uhr setzt sich der Zug in das Dorf in Bewegung (Viererreihen). Aufstellung im großen Halbkreis um das Haus an den bezeichneten Plätzen. In der Mitte der Front bleibt Platz für die Ehrengäste frei. Musiker und Sänger begeben sich auf die Terrasse vor dem Haus. Bald nach 11 Uhr beginnt die Einweihungsfeier.
 Programm der Einweihungsfeier

  • Lied: „Ich habe Lust“
  • Ansprache des Direktors
  • „Echo“, Andate für 4 Violinen und 2 Celli von J. Haydn
  • Weihe des Hauses: Leise Musik für Streichquartett von Schubert
  • Übergabe des Hauses durch den 1. Vorsitzenden des Landheimvereins
  • Hissung der Flagge (Trommler - Deutschlandlied)
  • Vorbeimarsch
  • Freiübungen

Nach Hissung der Flagge und nach dem Verklingen des Deutschlandliedes gehen die Schüler vom Nordflügel aus (9. Klassen voran) zurück in die Dorfstraße bis zum Dorfausgang und stellen sich wieder in der ursprünglichen Ordnung in Viererreihen auf. Es folgt nun wieder in der ursprünglichen Reihe, Trommler und 3. Klassen voran, ein Vorübermarsch vor dem Hause und eine Aufstellung rund um den Spielplatz. Jede Klasse kommt an die bezeichnete Stelle. Vorführung der Freiübungen. Damit ist die Feier geschlossen.

Das Haus soll an diesem Tage von den Schülern nicht betreten werden, da es für einen Massenbesuch nicht groß genug ist. Die einzelnen Klassen sollen sofort nach der Feier mit ihrem Führer wieder abmarschieren und in dem umliegenden Wäldern lagern. Da in der nächsten Umgebung kein Wasser vorhanden ist, sollen die Schüler sich danach einrichten. Auch in Holzhausen kann Wasser nicht gefasst werden. Orte mit Wasser: Eulenschwang, Endlhausen, Altkirchen, Ober-Biberg und Kreuzpullach.

Rückfahrt von Deisenhofen nach München um 17.03 Uhr. Nicht verspäten! Rückweg nach Deisenhofen auf verschiedenen Wegen: über Großdingharting oder durch das Gleißental oder über Ebertshausen oder über Gerblingshausen oder über Altkirchen.

An der Eröffnungsfeier nahmen Gemeinderat und Pfarrer, Feuerwehr und andere Vereine von Großdingharting und Umgebung, die Studiengenossenschaft und Vertreter benachbarter Landheime teil. Warum wohl das Kultusministerium fehlte? Studienprofessor Rudolf Brandl nahm die Weihe vor.

Bald kamen unsere ersten Ferienschüler, bald waren gern gesehene Gäste da: die Luitpold-Oberrealschule, die Geographische Gesellschaft, Lehrer aus Jugoslavien, Erzieher von nah und fern, die vom Landheimgedanken begeistert waren.

Wer ein Schillandheim hat, hat Sorgen. Die geldlichen Sorgen verließen uns keinen Augenblick: Sammlungen und Wohltätigkeitskonzerte, Ansichtskarten und Theateraufführungen, nicht zuletzt auch staatliche Unterstützung stopften die Löcher, wenn das Kleid zu zerreißen drohte. Das meiste aber gaben die Eltern.

Die Schüler merkten nichts davon: Sie brannten auf der Ludwigshöhe 1933 ein Sonnwendfeuer ab, begrüßten den Vorsitzenden des deutschen Landheimbundes Dr. Nikolay und unseren heutigen Ministerialbeauftragten Muthmann, der als Heimat kühn „München-Schwabing“ eintrug. Und immer wieder Feriengesellschaften und immer wieder als Helfer Dr. Wührer. Doch lassen wit das Landheimbuch sprechen! (Leider können wir nicht seine Bilder zeigen, obwohl gerade aus ihnen die echten Reize strahlen.)

„Die erste bayerische Mahlzeit in ihrer richtigen Gröszlig;e erhielten wir hier am 27.08.1933 nach unserer sechswöchigen Reise zu Rad durch fremde Länder. 
22.05.1934: Schön ist dieses Landheim. Wir freuen uns, unseren Sohn Maxi hier zu wissen. Braver ist er leider auch hier nicht geworden.